Fortsetzung der traurigen Geschichte des Projektes einer Ausstellung


oder

von Drohungen, Angeboten, polnischem Verstummen, dem kozminer Virus, dem unrühmlichen Ende in Bellheim und ein Resumee.


Wer die Geschichte der Ausstellung in Krotoszyn bis zum Ende verfolgt hat, der kann jetzt ruhig weiterlesen, es geht nicht minder kurzweilig weiter.


2011

Das gutgemeinte Angebot aus Kozmin (trotz anonymer Bedrohung Herrn Kasprzaks), die Ausstellung ein Jahr später in abgewandelter Form in der kleineren Nachbarstadt von Krotoszyn, in Kozmin, stattfinden zu lassen, nahm ich gerne an. Auf Wunsch Herrn Boleslaw Kasprzaks begann ich die nicht ganz einfache Aufgabe des Zuschneidens des Ausstellungsthemas auf Kozmin, also die Bearbeitung der gleichen Themenfelder - aber nun aus kozminer Perspektive - vorzubereiten. Zu meiner Überraschung fanden sich viele Ansatzpunkte und so fand ich z.B. einige bisher weder mir noch der damaligen Museumsdirektorin in Krotoszyn bekannte Persönlichkeiten aus Kozmin oder unmittelbarer Umgebung, die es sicher wert waren im Rahmen der Ausstellung erwähnt zu werden.


2012

Als das Material weitgehend zusammengestellt war, habe ich es nach Polen gebracht und sah der weiteren Entwicklung - trotz des mehrfach von mir angemahnten Fehlens eines konkreten Planes für die Art der Darstellung der Themen etc. - optimistisch entgegen.

Parallel dazu nahm Frau Geißert, die Vorsitzende des Freundeskreises Bellheim-Kozmin, Kontakt mit mir auf und fragte mich, ob meine Ausstellung nicht auch in Bellheim gezeigt werden könne. Eine sehr gute Idee, deren Umsetzung natürlich wiederum eine andere Konzeption erfordert, da sich eine solche Ausstellung an eine ganz andere Zielgruppe wendet. Deswegen stellte ich mit Frau Geißert verschiedene mögliche Punkte, Themen einer solchen Ausstellung zusammen und schickte die Ideensammlung auf ihren Wunsch per e-mail nach Bellheim. Aus Gründen der Transparenz leitete ich diese Ideensammlung (für die bellheimer Variante) auch Frau Ewa Kluszczinska, einer langjährigen sehr guten Bekannten weiter, die der kozminer Ausstellung wegen in ständigem engen Kontakt mit dem Veranstalter Herrn Kasprzak stand und die diesem die e-mail übersetzt und zur Kenntnis gebracht hat.

Zu der grundsätzlich guten Absicht und die aus Frau Geißerts und meiner Sicht völlig harmlosen, unverdächtigen einzelnen Punkte und Vorhaben stehe ich bis heute.

Anders gesagt: Ich fühle mich absolut unschuldig an dem, was dann aus Polen kam, ich kann bis heute nicht im geringsten verstehen was unsägliches in dieser Liste stand, was bei meiner langjährigen Bekannten und auch bei Herrn Kasprzak ein solches - wie gemailt wurde - „Erschrecken“ ausgelöst hat. In wenigen Tagen war die Ausstellung geplatzt, es trat völlige Sprachlosigkeit ein, kein einziger Grund für dieses Erschrecken über mich wurde mir mitgeteilt. Ich habe vielleicht irgendein Tabu verletzt, oder es ist ein Übersetzungsfehler passiert, jedenfalls habe ich die Liste mehreren Leuten in Polen geschickt (u.a. einem krotoszyner Wochenzeitungsherausgeber, einem Professor für Geschichte und einem posener Filmproduzenten). Niemand konnte Verdächtiges in dieser Ideensammlung für eine angedachte Ausstellung in Deutschland finden, etwas, was geeignet war den „Abbruch der diplomatischen Beziehungen“ zu begründen.

Kurzum, die Ausstellung in Kozmin war gestorben! Was blieb war die Option wenigstens in Bellheim etwas von der jahrelangen und nicht ergebnislosen Arbeit zeigen zu können.


Nun zum kozminer Virus

Dankenswerterweise erbot sich Frau Geißert bei ihrem nächsten Besuch in Kozmin mein Ausstellungsmaterial wieder nach Deutschland zurückzu bringen und zusammen mit ihrem Gatten das Thema anzusprechen. Da sich die Gesprächspartner über dreißig Jahre kannten, versprach ich mir durch dieses Gespräch endlich Aufklärung. Aber wie mir das Ehepaar Geißert in seinem Wohnzimmer in Bellheim versicherte, haben sie allen Ernstes absolut kein einziges Wort zu diesem Thema aus ihren Gesprächspartnern herausbekommen. Völlige Sprachlosigkeit!

Sogar die Geschenke, die ich im Vorfeld der Ausstellung dem Muzeum Kozmin gemacht hatte, wurden wieder zurückgegeben. Herr Kasprzak verstieg sich in unserem letzten mißglückten Briefwechsel sogar zu der Formulie- rung: „Niemand in Kozmin brauche irgendetwas von meinem Ausstellungsmaterial“ !!

Das hat mich sehr verletzt und doch bin ich bis heute was den Grund für diese Entwicklung angeht keinen Millimeter weitergekommen! Ein Aufklärungsversuch vor Ort im Frühling scheiterte, da die Person, von der ich ehrliche Worte erhoffte, leider schon Monate vorher schwer erkrankt war und Schonung brauchte.

Vorläufig letztes Kapitel ist der Ausbruch der Verwirrung und einer anderen Spielart von Sprachlosigkeit bei Frau Geißert, einer Frau, der ich einiges verdanke und der ich bis vor einiger Zeit großes Vertrauen entgegengebracht habe. Schon beim Zusammenbruch der Kommunikation zwischen mir, Frau Kluszczinska und dem Veranstalter Herrn Kasprzak war ohne Begründung in einem Nebensatz eine Gefährdung der dreißigjährigen Partnerschaft zwischen Kozmin und Bellheim durch meine Ausstellungsideen für die bellheimer Ausstellung behauptet worden. Bei einem Telefonat mit Frau Geißert, in dem ich endlich nach Monaten des Schweigens ihrerseits, wissen wollte, ob, wann, wie unsere gemeinsamen Ausstellungspläne in Bellheim umgesetzt werden könnten, wurde mir durch die Blume (Vergißmeinschnell) mitgeteilt, es könne im Moment „eher nicht“ zu einer Verwirklichung kommen. Keine weitere Erklärung! Hätte sie mir gesagt: lieber Herr Hauge, auch wenn es uns schwerfällt, aus Rücksichtnahme auf unsere langjährige Partnerschaft mit Kozmin möchten wir auf die von uns ausdrücklich gewünschte Ausstellung verzichten, ich hätte das verstanden!

Aber so?

Jetzt, nach weiteren Monaten, habe ich nochmal auf den Busch geklopft; nicht mehr ganz so höflich und freundlich wie so oft früher und habe in Bellheim per e-mail angefragt, was ich denn nun auf meiner Internetseite zum Fortgang der traurigen Angelegenheit schreiben solle?. Ich kündigte mangels klarer Aussagen meinerseits Mutmaßungen über den kozminer Virus an und erhielt eine in meinen Augen doch nahezu lächerliche Erklärung. Eigentlich wäre es an der Zeit einmal den Originaltext dieser e-mail zu veröffentlichen, aber darauf verzichte ich doch lieber. Allen Ernstes, so hieß es, wäre in ganz Bellheim nur ein einziges Gebäude verfügbar, das dem Zwecke der Ausstellung dienlich gewesen sei, welches aber nicht rechtzeitig renoviert und inzwischen durch Brandstiftung unbrauchbar geworden sei.

Sollte ich lachen oder weinen?

Ist das glaubhaft?

Wer wirklich eine aus meiner Sicht nach wie vor wichtige Einführungsausstellung in die über eintausendjährige Geschichte des Zusammenlebens von Deutschen und Polen in einer bestimmten Gegend in Großpolen für Interessierte in Bellheim hätte zeigen wollen, der wäre fündig geworden; zwei, drei Zimmerlein hätten sich doch für ein paar Wochen finden lassen. Nein, das glaube ich so nicht.

Nein, sehr geehrte Frau Geißert, Sie hatten mich nach der Möglichkeit die Ausstellung auch in Bellheim zu zeigen gefragt! In dieser Weise hätten Sie unser gemeinsames Projekt nicht im Nebel von Ausflüchten und unglaubhaften Behauptungen verschwinden lassen sollen.


Natürlich werden die Mitglieder des Freundschaftskreises Bellheim - Kozmin weiter zu gegenseitigen Besuchen ins jeweils andere Land aufbrechen und sich mit echten und unechten Freunden an wohlgedeckte Tafeln setzen, ehrlichen und unehrlichen aber freundlichen Reden lauschen, selber entsprechende halten und verschiedene Gedenktafeln einweihen. Aber schon bei den ehem. ev. Friedhöfen lauert die Geschichte und behelligt immer wieder mal unbarmherzig Leute, die sie nicht wirklich sehen wollen. Daran ändern auch neu errichtete, drei Meter hohe Gedenkkreuze nichts!

Der sehr verdienstvolle und leider 2013 verstorbene Horst Klimpel, ( geb.in Kozmin), hatte dazu sehr vieles zu erzählen gehabt und er hätte Ihnen, Frau Geißert, in der Ausstellungsangelegenheit sicher ins Gewissen geredet.



Viel habe ich gelernt, viele gute, dauerhafte Kontakte geknüpft, eine Menge Interessantes über Krotoszyn, Kozmin, die Dörfer der Region entdeckt, Umfang und Thema der Ausstellung in manchmal kaum zumutbarer Weise immer wieder den wechselnden Wünschen oder einflußnehmenden Vorgaben der polnischen Partner angepaßt, habe andere und mich selbst beschimpfen und verleumden lassen müssen, öffentliche Lügen, Heuchelei und Intrigen auf hohem Niveau bei Deutschen und Polen erlebt, habe den ganz üblen Freundeskreis Dierdorf-Krotoszyn „kennengelernt“, habe mich sehr oft „der Sache wegen“ viel zu oft und zu lange zurückgenommen und vorübergehend verbogen, aber auch immer wieder viel moralische und tatsächliche Unterstützung erhalten und habe meine Einstellung grundsätzlich nicht geändert:
Es ist sehr schwer ehrliche und verläßliche Partner zu finden, aber die Aufgabe verdient solche Anstrengungen, auch wenn drei Viertel der Energie und des Zeitaufwandes für den Kampf gegen alle möglichen Widerstände aufgewendet werden muss, statt für die eigentliche Bearbeitung historischer Themen genutzt werden kann.


Ich danke allen die mir geholfen haben ganz herzlich.


Karlsruhe, 05.01.2014